Quantitätstheorie

Quantitätstheorie
Quantitätstheorie,
 
eine Geldtheorie, die einen Zusammenhang zwischen den Veränderungen der Geldmenge und der Güterpreise annimmt. Die naive Quantitätstheorie wurde von J. Bodin mit der These vertreten, dass zwischen der Geld- und der Güterseite der Volkswirtschaft ein Gleichgewicht bestehe, sodass die Vermehrung der Geldmenge für die Inflation verantwortlich gemacht werden müsse. Nach Bernardo Davanzati (* 1529, ✝ 1606) führt jede Veränderung der Geldmenge zu einer proportionalen Veränderung des allgemeinen Preisniveaus. R. Cantillon, D. Hume, J. Locke und W. Petty erkannten jedoch, dass nur das in Umlauf befindliche Geld auf die Preise wirken könne. Da jedes einzelne Geldstück mehrmals hintereinander zu Kaufakten verwendet werde, sei neben der Menge des Geldes auch seine Umlaufsgeschwindigkeit ein wesentlicher Bestimmungsgrund für die Preishöhe. Spätere Varianten der Quantitätstheorie teilen die Geldmenge in die Bargeld- und die Buchgeldmenge mit verschiedenen Umlaufsgeschwindigkeiten. Die Quantitätstheorie bildete die Grundlage für die Currencytheorie.
 
In der mathematischen Formulierung der Quantitätstheorie nach I. Fisher (Verkehrsgleichung, Quantitätsgleichung) wird die Geldmenge (G) unter Berücksichtigung ihrer Umlaufsgeschwindigkeit (U) der Gütermenge (Handelsvolumen: H), multipliziert mit dem durchschnittlichen Preisniveau (P), gegenübergestellt: G · U = H · P. Hiermit wird lediglich eine funktionale Beziehung zwischen den genannten Größen veranschaulicht, die nichts über ihren kausalen Zusammenhang aussagt. Die weitere Entwicklung der Quantitätstheorie setzte an der Neuinterpretation der Umlaufsgeschwindigkeit an, wie sie von K. G. Cassel und der Cambridger Schule eingeleitet wurde. Die neue Interpretation verstand die Umlaufsgeschwindigkeit als die gesamtwirtschaftliche Resultante der individuellen Kassenhaltungen und führte sie damit auf einzelwirtschaftlichen Entscheidungen zurück. In der Cambridge-Gleichung wird U durch den Kassenhaltungskoeffizienten k und H durch das reale Volkseinkommen Yr ersetzt; so ergibt sich für die Geldmenge M = k · P · Yr. Daraus wurde die Hypothese entwickelt, dass Änderungen von Geldmenge und Kassenhaltungskoeffizient das Preisniveau und/oder das reale Volkseinkommen beeinflussen. Diese Kassenhaltungstheorie wird von der keynesianischen Liquiditätspräferenztheorie und Einkommenstheorie kritisiert. Die von der Chicago-Schule weiterentwickelte Quantitätstheorie (Neoquantitätstheorie) bildet eine Grundlage für den Monetarismus.

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Quan|ti|täts|the|o|rie, die (Wirtsch.): Theorie, nach der ein Kausalzusammenhang zwischen Geldmenge u. Preisniveau besteht.

Universal-Lexikon. 2012.

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